Kunst und Kultur. Teil 3 Vom Wert der Kunst
In meinem vorerst letztem Teil zum Thema Kunst und Kultur als Seele unserer Gesellschaft möchte ich mich mit Kunst und Geld beschäftigen – zwei scheinbar gegensätzliche Themen, die für mich dennoch irgendwie zusammen gehören. Vielleicht auch, weil sie sich oft reiben. Oder scheinbar reiben. Dabei geht es um die grundlegende Frage, ob Kunst „nur“ Luxus ist? Meine persönliche Haltung dazu ist klar: Da Kunst für mich die Seele unserer Gesellschaft ist, ist sie eben gerade kein Luxus, der nur in Zeiten des Wohlstandes, der Überflusses oder des Friedens seine Berechtigung hat. Nein. Kunst ist grundlegendes Element unseres menschlichen Seins. Gerade auch in Zeiten des Wandels, der Krisen und – wie in der Vergangenheit – des Krieges und der Gewalt. Kunst ist – als Seele unserer Gesellschaft – von essentiellem Wert. Immer und jederzeit.
In unserer Gesellschaft bemessen wir Werte mit Geld. Geld ist ein Symbol. Ein Symbol für den Wert, den wir Gütern, Leistungen, Objekten geben. Geld ist eine Art Tauschmittel - ein Mittel für Energieaustausch. Ein großartiges Symbol. Ein Mittel vor allem aber auch für Werte und Wertschätzung. Durch Geld drücken wir unsere Wertschätzung aus und definieren so, welche Werte wir gegenüber anderen bevorzugen.
Dabei sind Werte gerade auch in Kunst und Kultur von zentraler Bedeutung: Oft sind es Werte, die künstlerisch verhandelt werden. Vielleicht liegt also in dem Begriff "Wert" die Verbindung von Kunst und Geld? Werte also als Verbindung und Brücke zwischen Kunst und Geld. Dabei geht es um Auswahl und Entscheidung: Welchen Werten räumen wir Priorität ein? Wie drücken wir unsere persönlichen Werte im eigenen Leben und Wirken aus? Dabei finde ich es höchst faszinierend, dass Werte eben niemals allgemeingültig, sondern immer persönlich definiert sind. Das macht es so ungemein spannend. Und sind es eben nicht gerade die persönlich gewählten Werte, die ein erwachsenes Individuum in seiner Gesellschaft erst als Individuum definieren und von anderen abgrenzen?
Geld hat keinerlei Wert an sich, sondern dient lediglich als Maßstab unserer Wertschätzung. Erst das, was wir mit dem Geld kaufen oder bezahlen, hat für uns einen Wert. Für manche sind es Reisen, für andere Autos oder ein Haus, Sicherheit oder Vertrauen. Das Geld – die Energie, die wir für unsere Arbeit oder Leistung oder Zeit bekommen, fließt also in etwas, das wir wertschätzen. Oder wir entscheiden uns vielleicht auch dafür, etwas wertzuschätzen, was kein Geld kostet – wie zum Beispiel Zeit in der Natur, im Wald oder einfach in der Stille mit uns selbst. Dann entziehen wir uns für einen Moment diesem Bewertungssystem. Dennoch geht es auch hier um Wert und Werte.
Häufig wird man in der Kunst- und Kulturbranche damit konfrontiert, dass eine scheinbare Geldknappheit herrscht – übertragen in Wertschätzung herrscht also ein Mangel an Wertschätzung. Kunst wird häufig als Luxus betrachtet. Schönheit genauso. Wie wäre es, wenn wir hier umdenken? Kunst ist kein Luxus. Künstlerisches Schaffen als Grundbedingung allen Lebens – wie wäre das? Das würde bedeuten, dass jeder Mensch in seinem Wirken schöpferisch Werte verhandeln würde, sein Instrument – Körper, Geist und Seele – pflegen und achten. Schönheit und Menschlichkeit stünden im Mittelpunkt, menschliches statt Wirtschafts-Wachstum wäre das Ziel. Kreativität wäre nicht eine Fähigkeit einzelner Menschen, sondern ein allgemein menschliches Merkmal.
Ich glaube, dass wir uns alle ein Leben wünschen, das uns Möglichkeiten gibt, uns in unserer Menschlichkeit zu erfahren und zu erblühen. Gerade Kunst kann uns dies ermöglichen, in dem wir uns in ihr widerspiegeln, in dem sie Grenzen im Kopf aufbricht und uns die Möglichkeit bietet, alle Extreme in einem Raum zu entwickeln - ohne Krieg, Gewalt oder Tod tatsächlich nach sich zu ziehen. Kunst kann uns in aller Schönheit unsere Menschlichkeit erfahrbar machen, kann aber auch auf gesellschaftliche Missstände hinweisen. Kunst ist ein großer Raum für unsere Menschlichkeit. Die Seele unserer Gesellschaft. Ein essentieller Wert also für uns alle. Kein Luxus.
Letztendlich entscheiden jedoch wir selbst über Werte. Wir, das heißt jeder einzelne. Wir definieren jeweils für uns, welchen Wert wir Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft geben. Wir definieren Werte und diese zeichnen uns als Individuum in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft aus. Sie werden mehr und mehr der eigene innere Halt, wenn die äußeren Strukturen wegfallen, verschwimmen oder an Bedeutung verlieren.
Deshalb auch die Frage: Welchen Wert geben wir Kunst und Kultur? Was ist uns die Seele unserer Gesellschaft wert? Was sind uns Frieden, Schönheit, Glanz, Verbundenheit, wie sie in der Kultur zu finden sind, wert?
Dabei ist der Wert von Kunst niemals quantitativ messbar, sondern nur qualitativ und individuell zu erfassen. Er geht also weit über Zuschauerzahlen hinaus. Kunst kann uns im Inneren berühren, aufrütteln, ergreifen, aufregen und mit anderen Menschen verbinden. Manchmal wird uns die Wirkung erst Jahre später bewusst. Sie kann also auch nachhaltig sein. Kunst muss auch in dieser Qualität und Werthaftigkeit gesehen werden!
Dabei können wir in Deutschland sehr dankbar sein, dass wir in einem Land leben, das Kultur und kulturelles Leben fördert und wertschätzt. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen. Bewusst machen. Auf meinen vielen Gastspielen durch große und kleine Städte Deutschlands bin ich immer wieder aufs Neue von der Fülle und Vielfalt an Theatern beeindruckt. Fast jede kleine Stadt hat ihr eigenes Theaterhaus. Das oft mit großem Stolz gehegt wird. Eigene Ensembles können vielleicht nicht gehalten werden, stattdessen werden reisende Compagnien eingeladen. Sie bringen frischen Wind in die Stadt. Diese Vielfalt an kulturellem Leben ist ein Reichtum. Ein Wert. Oder vielmehr auch der Ausdruck eines Wertes. Denn in unserem Land gibt es den politischen Willen, Kunst und Kultur gemeinschaftlich – in Form von Steuergeldern – zu unterstützen. Wir leben in einem Land, das sich zu Kunst und Kultur bekennt und bemüht ist, ihr einen einigermaßen freien Raum zu geben. Das ist ungemein wertvoll! Mein persönlich erlebtes Gegenbeispiel ist das Land meines Herzens: Kolumbien. Hier ist künstlerisches Schaffen permanent einem existentiellen Druck ausgesetzt. Kunst muss letztlich „gefallen“, um zu überleben. Und büsst so leider häufig ihre Authentizität ein.
In Deutschland hüten wir nach bestem Wissen und Gewissen Freiheit und Selbstverantwortung der Kunst (auch wenn natürlich manchmal Verzahnungen mit politischen Systemen Zweifel daran aufkommen lassen), weil wir um deren Bedeutung für die Gesamtgesellschaft wissen - oder sie zumindest erahnen. Künstler aus aller Welt kommen hierher, um in unseren Häusern aufzutreten. Wir sollten diesen Wert hegen und pflegen. Der kulturelle Reichtum ist eine Besonderheit in unserem Land, den wir schützen und wertschätzen müssen. Dabei wünsche ich mir, dass es nicht ein rein staatlicher Wille ist, sondern dass auch einzelne Menschen, Individuen, sich noch stärker des großen Wertes der Kultur für unsere Gesellschaft bewusst sind.
Heute gehöre ich zu der „erwachsenen“ Generation, die Generation, die jetzt bewegt, gestaltet und Verantwortung übernehmen will. Ich möchte vertrauen. In die Seele unserer Gesellschaft. In die Schönheit unserer Menschlichkeit. Und in den Wert von Kultur für unsere Gesellschaft. Es ist eine Entscheidung. Uns folgt eine Generation, vor der ich voller Bewunderung meinen imaginären Hut ziehe. Eine Generation, die voller Selbstverständlichkeit und jugendlicher Kraft an eine Gesellschaft glaubt, die Werte neu und anders definiert. Sie machen mir große Hoffnung und beflügeln mich, weiter daran zu glauben, dass es uns möglich sein wird, Werte neu zu definieren. Bescheidener zu leben. Achtsamer. Würdevoller. Gemeinsam wird es uns möglich sein, Werte neu zu benennen. Ich bedanke mich schon heute dafür.
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Ernst, altgermanisch der Kämpfer (Donnerstag, 13 Juni 2019 00:28)
Wofür Tochter,
verschwendest du deine Gaben?
Wofür öffnest du dein Herz?
Wofür schreibe ich, in der Wüste des Unsinns.
Die Philister beherrschen die Galaxis!
Sie wähnen sich gottgleich, pathologisch, erhaben.
Die Irren,
selektiontypisiert...
verwirrt in Verstand und Maß,
lächerliche Karikaturen ihrer selbst und doch Mensch.
Entwurf des Nichts, so wichtig und einsam.
Das Echo eines dunklen Alls.
Frau, Mysterium, Leben und Geburt, das Nichts der Lust.
Wir, die Erdgeborenen, die Verlorenen,
im Wahn der eigenen Dummheit.
Kinder der Nacht, fürchtet euch nicht,
die Alten waren schon immer die Dummenund Blöden,
das werdet ihr infernen Tagen begreifen,
ihr Verlorenen.